Es gibt kein Rezept

Der Galerist ist „alter“ Glockenbachviertler (seit 1995) und arbeitet nach wie vor als freiberuflicher Webprogrammierer. Auf die Idee, eine Galerie zu eröffnen, brachte ihn das umfangreiche Archiv an Schwarz-Weiß-Fotos des alten Münchens seines Großvaters Herbert Wendling (1902 - 1970).

Grabsdorf war der Meinung: „Das muß man ausstellen, herzeigen. Ich bin mit den alten Fotos gestartet; habe mich die letzten zwei, drei Jahre mehr auf die Kunst mit anderen Künstlern fokussiert und gehe jetzt wieder zurück auf die München-Fotos.“ Im Oktober 2010 war es dann soweit. Und nach wie vor ist die Galerie Grabsdorf die einzige Galerie für Reproduktionen historischer München-Fotografien.

Es liegt der Gedanke nahe, Großvaters München-Fotos, die ein Stück Münchner Geschichte rüberbringen, in einem Fotoband herauszubringen. Ein Buchprojekt war auch geplant, aber die Interessensbekundungen von Verlagen stellten sich als Lippenbekenntnisse heraus. Und „Im Lauf der Zeit hat mir das Konzept des Buches auch nicht mehr gefallen; man setzt sich ja doch immer wieder damit auseinander, und ich habe das Ganze einstweilen ad acta gelegt.“ Auch wenn derzeit kein konkretes Buchprojekt in Arbeit ist: Gerhard Grabsdorf hat eine Idee für ein neues Konzept, nämlich mit der Gegenüberstellung seiner eigenen, neuen München-Fotos. Aber „einen Verlag zu finden, ist schwer. Es gibt schon ein paar Verlage, die sich auf Bavarica bzw. München-Sachen konzentrieren, aber da bin ich ehrlich gesagt meistens mit der Qualität nicht zufrieden.“ Hochwertiges Papier und professioneller Druck kosten richtig Geld und „Logischerweise haben Nischenverlage nicht die Mittel für die hohen Produktionskosten. Das ist auch sehr schwer zu verdienen, weil "heute darf alles nichts mehr kosten.“ Die Liebhaber wirklich hochwertiger Bücher sind in Zeiten billiger Paperbacks und E-Books auf dem Rückzug. Das trifft denn auch ambitionierte und stadtgeschichtlich interessante Projekte wie dasjenige von Gerhard Grabsdorf.

Eine Galerie lebt vom Verkauf von Kunst. Aber woher weiß man als Galerist, welcher noch unbekannte Künstler beim Publikum ankommen wird? Grabsdorf stellt lapidar fest: „Da gibt es kein Rezept. Man muß Glück haben. Du hast beispielsweise einen Künstler, der immer gut verkauft hat, machst eine Ausstellung - und nichts geht mehr. Bei anderen Sachen, wo man meint, das sei schwierig zu verkaufen, geht plötzlich wieder was. Das kann man nicht wirklich vorhersehen.“ Grabsdorf nimmt nur Kunstwerke an, hinter denen er selber steht. Denn sonst „könnte ich es im Prinzip so machen, daß ich dem Künstler sage: Du kannst die Räume zur Miete buchen und kannst machen, was Du willst. Aber damit gebe ich sämtliche Kontrolle aus der Hand. Und irgendwo steht ja trotzdem mein Name dahinter. Deswegen mache ich das auf der klassischen Schiene, sprich: Wenn etwas verkauft wird, wird prozentual aufgeteilt.“ Wer kauft in einer Galerie? Man stellt sich den typischen Käufer traditionell sicher eher etwas älter und gutsituiert vor. Vielleicht als Sammler bestimmter Künstler oder Genres. Grabsdorfs Erfahrung: „Altersmäßig geht es bei 30 los und nach oben hin gibt es keine Grenze. Als ich die kinetischen Maschinen da hatte, war eine Käuferin über 60.“ Die zahlende Galerie-Kundschaft hat sich dennoch geändert: „Ich glaube, früher war es so: Wenn man regelmäßig in eine Galerie ging oder einen Galeristen kannte, hat man von Zeit zu Zeit etwas gekauft, sofern man das Geld dafür hatte. Und das gibt es heute gar nicht mehr.“ Wer in einer Galerie kauft, hat sich beispielsweise spontan in ein Bild verliebt und möchte es einfach haben. Dann gibt es Galeriebesucher, die sagen: „Das paßt ganz gut in meine Richtung“, weil sie z.B. Zeichnungen von Walt Disney sammeln und kaufen eine weitere schöne Karikatur oder Zeichnung. Daß die Großen in der Branche den Ton angeben und die Kleinen, dafür aber Besonderen ums Überleben kämpfen, kennt auch Gerhard Grabsdorf: „Was mir hier ein bißchen fehlt zur klassischen Galerie, die auch feste Vertretungen für Künstler hat und auf Messen geht, ist, daß ich nicht diese festen Sammler habe, die einen bestimmten Künstler oder eine bestimmte Richtung sammeln.“

An Künstlern, die bei ihm ausstellen wollen, fehlt es nicht, denn es ist richtig schwer, eine Ausstellungsfläche zu finden, die einigermaßen bezahlbar ist. Für einen lokalen Künstler noch einmal schwerer, weil „Galeristen ungern einen Künstler aus der selben Stadt nehmen. Denn der Sammler kann nach der Ausstellung zum Künstler ins Atelier gehen und günstiger einkaufen.“ Die Schwierigkeit, Ausstellungsmöglichkeiten zu finden, erlebt Grabsdorf mit seinen etwas anderen München-Fotografien auch selbst.

Gerhard Grabsdorf hat sich kein leichtes Metier ausgesucht; und allein von der Galerie zu leben, ist derzeit noch ein Wunschtraum. Ohne Mithilfe von Freunden ginge es gar nicht: Allein, großformatige Fotos und Bilder aufzuhängen, ist körperliche Schwerarbeit, was nicht nur Laien unterschätzen: „Es ist eine ziemliche Tragerei und anstrengend. Die ersten Ausstellungen habe ich allein gehängt und jetzt gottseidank jemanden, der mir hilft. Die Fotos sind nicht schwer, aber man braucht drei Hände und fünf Augen, damit sie nicht knicken und gerade hängen.“

Die galerie grabsdorf im Web) Fotos Grabsdorf und Wendling
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